An diesem Tag in der Geschichte: 2 Dezember 1848

Heute vor 166 Jahren wurde der damals 18-jährige Franz Joseph zum Kaiser von Österreich proklamiert. Er sollte 68 Jahre an der Macht bleiben und somit zu einem der prägenden Gestalten der Donaumonarchie werden.

Doch die Umstände seiner Thronbesteigung waren alles andere als einfach, denn im Zuge der sogenannten Märzrevolution 1848 musste der Hof Wien verlassen und übersiedelte Anfang Oktober ins mährische Olmütz/Olomouc. In einem, in der „Wiener Abendzeitung“ vom 21. Oktober 1848 veröffentlichten Manifest, sieht Kaiser Ferdinand I. den Grund in den „blutigen Ereignisse[n], welche … Unsere Haupt- und Residenzstadt Wien in einem Schauplatz anarchischer Wirren umgewandelt haben.“ Nur wenige Wochen später, am 2. Dezember, gibt Ferdinand I. bekannt „dem österreichischen Kaiserthrone zu entsagen“ und da sein Bruder Erzherzog Franz Carl ebenfalls auf den Thron verzichtete, wurde „allen Völkern der Monarchie Unsere Thronbesteigung unter dem Nahmen [sic] Franz Joseph des Ersten“ verkündet. So jedenfalls ist es in den offiziellen Dokumenten zu lesen, welche in der Abendausgabe des 3. Dezember 1848 der „Wiener Zeitung“ erstmals veröffentlicht wurden. In den folgenden Tagen wurden diese auch in anderen Zeitungen der Habsburger Monarchie abgedruckt wie beispielsweise in der „Presse“ oder der „Klagenfurter Zeitung

Klagenfurter Zeitung,  5. Dezember 1848, S. 1. ANNO/ÖNB
Klagenfurter Zeitung, 5. Dezember 1848, S. 1. ANNO/ÖNB

Natürlich wurden diese Ereignisse auch diskutiert und kommentiert. Die erwähnte Zeitung „Die Presse“, im Revolutionsjahr 1848 gegründet und zum Zeitpunkt der Thronbesteigung gerade einmal sechs Monate alt, zeigt wie wenig die Abdankung Ferdinands erwartet wurde: „Der Kaiser Ferdinand I. von Österreich hat abgedankt. Sein Neffe der Erzherzog Franz Joseph besteigt den Thron. Die Nachricht von diesem Wechsel hat die Bevölkerung Wien’s [sic] auf das Erschütterndste überrascht.“ Ähnlich auch der „Kais. Kön. Priv. Bothe für Tirol und Vorarlberg“: „Was es für eine Sensation hier [in Wien] Machte, kann man eigentlich nicht sagen, man ist sich des Eindruckes selbst nicht recht bewußt.“

Ausschnitt Die Presse, 05. Dezember 1848, S. 2. ANNO/ÖNB
Ausschnitt Die Presse, 05. Dezember 1848, S. 2. ANNO/Ö

Die mit dem neuen Herrscher verbundene Hoffnung drückt ein Artikel in „Der Humorist“ aus, indem eine Linie von Franz Joseph zu Joseph II. gezogen wird: „Was der große Joseph, erfüllt von den menschenfreundlichen Ideen, beabsichtigte, kann Franz Joseph, wie es die jetzigen Zeitverhältnisse erheischen, in Ausführung bringen.“

Ein derartiges Ereignis blieb natürlich auch in anderen Teilen Europas nicht unerwähnt. Über den Europeana Newspapers Browser ist es einfach, weitere zeitgenössische Stimmen aus Europa zu finden, wie jene im „Nederlandsche Staats-Courant“ oder im „Le Siècle“.

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